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Ich mag Menschen einfach

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Gespräch mit dem neuen Vorstand des kirchlichlichen Verwaltungsamtes


Er ist mit CDU-Promis umgegangen, singt seit kurzem in der Paulus-Kantorei und bezeichnet den Bereich Personal unter seinen Arbeitsschwerpunkten als größte Leidenschaft: Thomas Etzmuß ist 55 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Hannover und seit dem 1. Mai Leiter des Verwaltungsamtes für die Kirchenkreise Steglitz und Teltow-Zehlendorf – die korrekte Bezeichnung lautet Vorstand des Kirchenkreisverbandes Berlin Süd-West. In einem Gespräch gibt er Einblick in seinen beruflichen und persönlichen Hintergrund und die bevorstehenden Aufgaben.

Lieber Herr Etzmuß, Sie sind seit wenigen Tagen im Amt, haben Sie schon eine Ahnung, was zu tun ist?

Es geht um das Systematisieren, Digitalisieren und Optimieren von Verwaltungsabläufen. Das ist nicht so leicht, wie es gesagt ist. Verwaltung ist immer auch Erfüllungsgehilfin der Gesetzgebung und muss häufig Richtlinien und Verordnungen umsetzen, die nicht unbedingt gutgeheißen werden. Was da in den letzten Jahren auf die Verwaltung zukam ist beträchtlich, denken Sie nur an die Datenschutzgrundverordnung oder die Umsatzsteuer. Und in diesen laufenden und ständig geforderten Prozessen ist es schwer, gleichzeitig an anderer Stelle zu entschlacken. Im optimalen Fall greift alles in einander.
Zunächst aber muss ich mir einen Einblick verschaffen und die Abläufe und die Menschen dahinter kennenlernen. Nicht nur hier im Amt, auch die Haupt- und Ehrenamtlichen in den Gemeinden.

Wodurch zeichnet sich Ihrer Meinung nach Leiten aus - gibt es Prinzipien, die sich wiederholen, egal an welcher Stelle?

Zunächst braucht es Sachverstand, den man mit der Ausbildung und der vorhergehenden Berufserfahrung erhält. Dann aber muss jedes System für sich betrachtet werden – Verwaltung steht überall drüber, aber die Kernaufgaben sind immer andere und werden auch unterschiedlich umgesetzt – dies gilt es zu verstehen. Und ein ganz wichtiger Punkt: Kommunikation. Mitarbeitende einbeziehen. Sie sind die Experten und kennen die Schwachstellen. Sie wissen, wo Verbesserung nötig ist und haben auch Ideen dazu.

Würden Sie die Aufgabe als Change-Management bezeichnen?

Lieber nicht, diese Anglizismen sind nicht so mein Fall. Aber sicherlich wird es auch um die Begleitung von Veränderungsprozessen gehen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus meiner Arbeit bei Gesamtmetall: Ein neuer Hauptgeschäftsführer begann seine Tätigkeit mit einer Lagebilanz – und zwar nicht für sich allein, sondern indem er viele Ebenen und Mitarbeitende einbezog. Es zeigte sich deutlich, an welchen Stellen Veränderungen dringend nötig waren. Eineinhalb Jahre dauerte dann der Kommunikations- und Veränderungsprozess – zwar konnten nicht alle Vorschläge vonseiten der Mitarbeitenden umgesetzt werden, aber es waren alle Ebenen einbezogen und es gelang gemeinsam, eine neue Ausrichtung zu entwickeln. Im Grunde kann jede sinnvolle Veränderung im System gelingen, solange die beteiligten Menschen wissen, warum und mitgenommen werden. Personal war übrigens neben den beiden anderen Arbeitsschwerpunkten Finanzen und Organisation schon immer meine Leidenschaft. Ich mag Menschen einfach.

Es geht also zunächst um Beziehungs- und Vertrauensaufbau?

Ja. Ich bin hier durchweg auf sehr engagierte und motivierte Kolleginnen und Kollegen mit viel Erfahrung getroffen. Sie werden mithelfen, notwendige Veränderungen herbeizuführen.
Es gibt zwei Aussagen, die gleichzeitig falsch und richtig sind: Es war schon immer so und muss auch so bleiben und Es muss alles anders werden. Es geht nicht um Schwarz-Weiß, sondern um die Töne dazwischen. Die sind zwar weniger prägnant, aber häufig liegt die Wahrheit doch in der Mitte.

Erzählen Sie doch etwas mehr über Ihre früheren Tätigkeiten. Wo, was und wie?

Ich habe Betriebswirtschaft in Hannover studiert und war anschließend sechs Jahre Geschäftsführer des CDU-Bezirksverbandes Hannover. Diese Struktur von Kreisverbänden, die jeweils für sich agieren, sich aber unter einem Dach befinden, ähnelt übrigens der kirchlichen Struktur. Anschließend war ich 10 Jahre CDU-Landesgeschäftsführer von Niedersachsen unter dem damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Nochmal zur Erklärung, man hat das ja nicht immer vor Augen: in einer Partei ist der Geschäftsführer Verwaltungsleiter – der Generalsekretär ist der politische Kopf.

Da haben Sie sicher mit vielen bekannten Politiker-Persönlichkeiten zu tun gehabt.

In der Tat, am Anfang noch Altkanzler Helmut Kohl, später dann Angela Merkel - der frühere EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering und die damalige niedersächsische Ministerin Ursula von der Leyen – ihnen und vielen anderen bin ich natürlich bei Veranstaltungen begegnet, die ich zu organisieren hatte. Ich gehörte auch zum Vorstand des evangelischen Arbeitskreises der CDU.

Wie ging es weiter?

Die nächsten 11 Jahre bis 2020 war ich Leiter für Finanzen, Personal, Organisation beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall in Berlin. Daran habe ich ein Sabbatical angeschlossen und habe mich dann als Qualitätsmanager selbstständig gemacht – diese ISO-zertifizierte Ausbildung konnte ich bei Gesamtmetall machen und dort auch anwenden.

Und nun das kirchliche Verwaltungsamt mit über 30 Mitarbeitenden. Wie viele Menschen waren Ihnen denn in Ihren früheren Tätigkeiten zugeordnet?

20 in der CDU-Geschäftsstelle Niedersachsen und 12 bei Gesamtmetall.
Die Aufgabe hier hat mich gereizt, ich brauche eine sinnstiftende Tätigkeit. Ich finde das Umfeld Kirche spannend, schätze die Kirche für ihre Leistungen im sozialen Bereich. Und ich denke, dass viele Menschen im Glauben Hilfe und Unterstützung finden, da möchte ich gern meinen Teil dazu beitragen.

Stimmt es, dass Sie in der Paulus-Kantorei mitsingen?

Ja. Um gut hier anzukommen – ich wohne mit meiner Frau im Prenzlauer Berg – habe ich vor wenigen Wochen Kontakt zur Kantorin Dr. Miller aufgenommen. Sie sagte, am selben Abend würden die Proben für das Te Deum von Händel beginnen, am besten sollte ich gleich anfangen. Und so war ich schon vor meinem Dienstantritt bei der ersten Chorprobe. Es gefällt mir sehr gut, Frau Miller ist eine tolle, motivierende und zugewandte Chorleiterin.

Sie haben also etwas für Musik übrig.

Unbedingt, Musik erhellt die Seele. Als Junge habe ich Geige gelernt und lange in einem Jugendsinfonieorchester mitgespielt, auch über die Schulzeit hinaus. Das Orchester war eng mit der Kirche verbunden und wir haben häufig in Gottesdiensten musiziert. Ich habe die Orchestergemeinschaft mit ihren Fahrten und Proben geliebt. Das war leider später nicht mehr mit den beruflichen Verpflichtungen zu vereinbaren. Aber nun, mit der neuen Arbeit, freue ich mich, musikalisch wieder anknüpfen zu können und meine Erfahrungen und meine Stimme einzubringen.

ubo

Letzte Änderung am: 15.05.2023