Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes

Wegen einer plötzlichen Erkrankung musste die für den 25. Februar geplante Verabschiedung von Superintendent Thomas Seibt abgesagt werden. 

Sobald ein neuer Termin gefunden wurde, werden wir darüber informieren.

Superintendent Thomas Seibt verabschiedet sich in den Ruhestand

Als Kind tobte er durch das pommersche Dorf Wusterhusen, seine Jugendzeit in der Hansestadt Stralsund brachte ihm unter anderem die Faszination für Architektur und Denkmalpflege ein. Warum Thomas Seibt sich dann doch wie seine Vorväter für die Theologie entschied, obwohl er eigentlich Architekt werden wollte, erfahren Sie hier. Sicher ist, dass ihm und anderen seine Neigung zum Bauwesen im Pfarrdienst und im Superintendentenamt gleichermaßen dienlich war.

„Eines habe ich in meinen Berufsjahren gelernt“, sagt Thomas Seibt, „Wandel ist nichts Schlimmes, Wandel möchte gestaltet werden“. Gerne würden wir die Dinge bewahren, wie sie sind, dabei sei ständiges Abschiednehmen und Neubeginnen die Realität, sagt er. In den ersten Jahren seines Dienstes in Steglitz wäre häufig Trauer über die frühere Personalausstattung lautgeworden. Heute sei es die Sorge um sinkende Kirchensteuereinnahmen und die damit zu erwartenden Veränderungen. In einer sich ständig wandelnden Welt müssten seiner Meinung nach die Menschen immer wieder ermutigt und erinnert werden, dass eines sich nie ändere: die Botschaft von der Liebe Gottes.

Entscheidung zum Theologiestudium

Dass Jammern zwecklos ist, hat Thomas Seibt schon von seinem Vater gelernt, Pfarrer an der Stralsunder Marienkirche. Für ihn war klar gewesen: Wir gehören hierher, in dieses Land und diese Umstände – Kirche im Sozialismus, das war seins. Weil Thomas Seibt der Besuch einer Erweiterten Oberschule (Gymnasium) verwehrt war, machte er eine Ausbildung zum Baufacharbeiter und das gar nicht mal ungern. „Ich wollte mich aus der geschützten Pfarrhauswelt lösen und ein richtiger Bauarbeiter werden“, sagt er. Zwar hätte er sich auf dem Bau ganz schön durchbeißen müssen, aber der Vater machte ihm Mut: Reiß dich zusammen, ist alles nicht so schlimm. Die Ausbildung brachte ihm das Abitur ein, leider aber nicht den ersehnten Studienplatz für Architektur in Weimar. Sowieso war zunächst der Wehrersatzdienst als Bausoldat abzuleisten. „In der Kaserne hatte ich plötzlich ungewöhnlich viel Zeit, ich war förmlich zum Nachdenken gezwungen. Unter diesen Bedingungen formte sich langsam eine Klarheit: die größte Freiheit zur persönlichen Entwicklung werde ich in der Kirche haben. Das war dann 1979 die Entscheidung zum Theologiestudium“, erzählt er.

Pfarrdienst

Thomas Seibt empfindet seine gesamte Berufszeit als großen Reichtum und vor allem: „In jeder Stelle fühlte ich mich genau richtig und habe gerne dazugelernt“. Mit besonderer Dankbarkeit erfüllten ihn die Menschen, die an vielen Orten die Kirche trügen. Vom Busfahrer in Schönerlinde, ohne den die Sanierung der Kirche zur DDR-Zeit nicht geworden wäre, gäbe es eine direkte Linie zu den Ehrenamtlichen im Steglitzer Kreiskirchenrat. Ohne sie alle gäbe es die Kirche nicht.

Seibts eigentlicher Pfarrdienst begann 1990 in den Dörfern Schönwalde und Schönerlinde in der Nähe von Wandlitz – selbstverständlich als einziger Hauptberuflicher der Gemeinde. Dort mit überschaubaren Ressourcen viel zu bewegen, hatte damals seinen Sportsgeist angeregt, und schließlich auch die Menschen mitgezogen, die es dafür brauchte. Aufs Dorf folgte 2003 die Stadt Potsdam mit der Auferstehungsgemeinde und sieben Jahre später das Superintendentenamt in Steglitz. Mit 14 Gemeinden und damals etwa 55.000 Mitgliedern sowie einem großen Team beruflicher Mitarbeitender war das schon eine ganz andere Nummer. „Kirchenleitend tätig zu werden, hatte ich zwar nicht geplant, liegt aber ein bisschen in der Familie“,  sagt Thomas Seibt. Ein Großvater sei lange Bischof der Greifswalder Landeskirche gewesen.

Superintendentenamt

„So ein Kirchenkreis ist eine ziemlich große Organisation, als Superintendent ist man unter anderem eine Art Geschäftsführer und muss ziemlich aufpassen, damit sich die vielen Vorgänge nicht verheddern“, erklärt Seibt. Er habe diese Aufgabe als Bindeglied zwischen den kirchlichen Ebenen als zutiefst befriedigend empfunden. Zugleich sei das Mandat in der Landessynode und der Vorsitz des Ausschusses Theologie, Liturgie, Kirchenmusik eine Horizonterweiterung und Bereicherung gewesen. „Manch eine Steglitzer Pfarrstellenbesetzung geht auf diese wichtige Vernetzung in die Landeskirche zurück“. Die Kirche im Südwesten Berlins mitgebaut und repräsentiert zu haben, sei für ihn eine schöne Aufgabe gewesen, sagt er.

Seibts ruhige, zugewandte, motivierende, gelegentlich bremsende und wenn nötig deeskalierende Art können alle bezeugen, die mit ihm gearbeitet haben. Für ihn ist sie ganz natürlich. Klarheit, Durchsichtigkeit, Verlässlichkeit und Treue sind ihm wichtig. „Gemeinsam nach Lösungen suchen, ist meine Aufgabe, nicht anderen sagen, wo es langgeht. Entwicklungsprozesse müssen begleitet werden und brauchen ihre Zeit.“. Mit gutem Beispiel voranzugehen sei ein Prinzip, dem er sich im Einsatz für Kirchengemeinden und Kirchenkreis verpflichtet fühle. Das Evangelium verkündigen und leben. Die Liebe Gottes ernst nehmen und sich auch selbst sagen lassen.

Von den 25 Pfarrpersonen in Steglitz waren drei schon zu Seibts Dienstbeginn da. Kein Wunder, dass er sich mit dem Wandel auskennt, musste dieser doch fortlaufend organisiert werden. Dazu gehört auch der Aus- und Umbau kreiskirchlicher Stellen. Mit Angeboten für Kinder, Jugendliche, Familien und Musikbegeisterte sollten nach Möglichkeit Menschen jeden Alters etwas finden, das ihnen Sinn, Halt und Trost bietet in einer unübersichtlichen Welt.

„Ich habe mich immer in der Nachfolge derjenigen gesehen, die vor uns den Kirchenkreis gestaltet haben. Im Übrigen meine ich, dass meine Vorgänger mit dem Ergebnis nicht unglücklich sein dürften“, sagt Thomas Seibt. Zentral sei für ihn das Paulus-Wort „Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes“. Dass alle Menschen angenommen und geliebt seien über alles Begreifen hinaus, helfe auch heute bei der Suche nach neuen Wegen.

Die Zeit danach

Er selbst, sagt Thomas Seibt, freue sich jetzt zunächst auf ein Leben ohne das Diktat des Kalenders. „Ich möchte viel in Bewegung sein, sowohl geistig als auch körperlich. Nach Herzenslust lesen, Berlin erkunden und Reisen mit Fahrrad, Boot und Wohnwagen gehören auf jeden Fall dazu. Und natürlich werden auch Architektur und Denkmalpflege nicht zu kurz kommen.“

Als Vorsitzender des Kreiskirchenrates steht er für das operative Geschäft im Kirchenkreis gerade. Die Beachtung und Umsetzung landeskirchlicher Entscheidungen, die Besetzung von Pfarrstellen, die Beaufsichtigung und Ausrichtung kirchlicher Arbeit gehören dazu, ebenso wie Konfliktlösung und Vermittlung, wenn nötig. Der Superintendent hat einen Sitz im Verwaltungsrat des Kirchlichen Verwaltungsamtes und im Vorstand des regionalen Diakonischen Werkes. Die Repräsentation des Kirchenkreises gegenüber der Politik und anderen kirchlichen Werken gehört unter anderem auch ins Portfolio. Und natürlich Verkündigung und Seelsorge, insbesondere für die Pfarrerinnen, Pfarrer und weiteren Mitarbeitenden des Kirchenkreises.

ubo

Letzte Änderung am: 25.03.2024