Am Freitag, dem 16. Mai 2025 verlegt Michael Rohrmann vor der Schloßstr. 127 in Steglitz um 9:15 Uhr in Anwesenheit von mehreren aus Israel und USA angereisten Familienmitgliedern fünf Stolpersteine für Familie Kohane verlegt. An der Verlegung werden Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse der Evangelischen Schule Steglitz teilnehmen.
Michael Kohane war Inhaber des Steglitzer Central-Leihhauses in der Schloßstraße 127, das er 1919 eröffnet hatte. Seine Ehefrau Gertrud half, das Geschäft mit aufzubauen, machte vor allem die Buchführung aber auch alle anderen Arbeiten, die im Geschäft anfielen und hatte Prokura.
Außerdem gab es drei Angestellte. Kohanes hatten 1913 geheiratet, 1914 wurde er erste Sohn Gerhard David, 1920 der zweite Sohn Ahron Horst-Günter und 1922 der dritte Sohn Heinz-Joachim geboren.
Ab 1933 verschlechterte sich die Lage für alle jüdischen Menschen enorm, so auch für Kohanes: Die Boykottaktion der nationalsozialistischen Behörden "Kauft nicht bei Juden" am 1. April 1933 traf sie ebenso wie andere jüdische Geschäfte in der Schloßstraße, die Söhne wurden in der Schule von Mitschülern angefeindet, gedemütigt und sogar geschlagen, ohne dass die Lehrer dies nachhaltig verhinderten.
Die Familie beschloss nach Palästina auszuwandern, jedoch gab es für die Visa-Erteilung lange Wartezeiten. Als 1934 die Gestapo erneut bei Kohanes in der Schloßstr.127 vor der Wohnungstür stand, verließ Michael Kohane fluchtartig mit dem mittleren Sohn Ahron Berlin nach Paris. Hier hielt sich bereits der älteste Sohn auf, nachdem er sich nicht an der Berliner Universität für das Medizinstudium einschreiben konnte. Ehefrau Gertrud blieb mit dem jüngsten Sohn Heinz noch einen Monat in Berlin und packte Hausrat und Wertgegenstände um sie mit der Bahn nach Frankreich zu senden. Das Leihhaus und der Warenbestand, wie auch der größte Teil der gut eingerichteten 5-Zimmerwohnung in der Schloßstraße mussten unveräußert zurückgelassen werden.
In Frankreich lebten Kohanes von Ersparnissen und dem Verkauf von Hausrat und Wertgegenständen. Nach 10 Monaten wurden die Einreise Visa nach Palästina erteilt. Im März 1935 erreicht die Familie die neue Heimat Haifa. Hier mussten nun die beiden älteren Söhne für den Lebensunterhalt sorgen - eine Chance, ihre ursprünglichen Berufswünsche zu realisieren gab es nicht. Alle drei Söhne fanden Arbeit bei den Öl-Raffinerien von Haifa, zunächst als "Hilfsarbeiter", im Laufe mehrerer Jahre konnten sie qualifizierte Positionen erreichen: Gerhard als "Manager", Heinz als "Ingenieur". Ahron Horst-Günter schaffte es, neben der Berufstätigkeit Jura zu studieren und sein Staatsexamen abzulegen. Mit 38 Jahren wurde er offiziell in die Advokaten-Rolle eingetragen und arbeitete in den Öl-Raffinerien als Rechtsanwalt.
Die Stolpersteine wurden von der Tochter von Ahron Horst-Günter Kohane beantragt, Sabine Davids von der Stolpersteininitiative hat die Biografien recherchiert.
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Stolpersteine sind Wind und Wetter ausgesetzt und müssen in regelmäßigen Abständen gereinigt werden, da die Messingoberfläche unter feuchten Wetterbedingungen oxydiert.
Wenn Sie einen STOLPERSTEIN putzen und somit die Erinnerung blank polieren möchten, lesen Sie bitte vorher diese Anleitung.