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Was tun gegen Hilflosigkeit und Angst?

Mitschnitt einer digitalen Fragestunde am 9. März 2022


Niemand bleibt unberührt vom Kriegsgeschehen in der Ukraine. Weder Erwachsene noch Kinder. Hiltrud Bierbaum-Luttermann, Dipl. Psychologin, Hypnotherapeutin und Kindertherapeutin beantwortete in einem digitalen Elternabend am 9. März Fragen von Eltern. Die Moderation hatte Petra Drachenberg, Familienbildung.

Grundgedanken:

  • Eltern dürfen sich ängstlich und hilflos fühlen.
  • Eltern müssen nicht auf alles eine Antwort haben, können sich aber gemeinsam mit größeren Kindern informieren.
  • Wenn Kinder und Jugendliche sachlich und/oder neugierig an das Thema herangehen, ist das in Ordnung.
  • Wenn Kinder „Krieg spielen“ oder malen, kann das eine normale Verarbeitung sein. Eltern können das zum Anlass nehmen, mit dem Kind zu sprechen und seine Gedanken und Gefühle zu erfahren.

Wichtig zu wissen und zu berücksichtigen:

  • Eltern sind der sichere Hafen und der Anker für die Kinder. Um das sein zu können, sollten Sie sich bei anderen Erwachsenen psychische Entlastung und Hilfe holen. Treffen Sie Freunde, reden Sie mit anderen Erwachsenen. Wenn sie persönlich sehr belastet sind, kann auch professionelle Beratung helfen.
  • Die eigenen Ängste nicht auf die Kinder übertragen. Sich bewusstmachen, dass manches, was Sie empfinden auch ältere Ängste sein können, die Sie von Eltern oder sogar Großeltern haben. Oder dass eigene alte Ängste aufkommen, an die sich das Gehirn erinnert.
  • Zur eigenen Regulation für Ausgleich, Pausen und Freudemomente sorgen – gilt für Erwachsene und Kinder.
  • Ein reguliertes und entspanntes Nervensystem wirkt direkt auf das Gegenüber. Reden Sie mit Freunden, die halbwegs entspannt sind und schaukeln Sie sich in Gesprächen nicht gegenseitig hoch. Wählen Sie aus, mit wem Sie sprechen.
  • Eine hilfreiche Haltung gegenüber den ukrainischen Menschen im Krieg oder hier ist Mitgefühl. Mitgefühl richtet sich auf die Frage: Was braucht das Gegenüber jetzt? MitLEID dagegen macht starr.
  • Handeln Sie und ermöglichen Sie den Kindern zu handeln. Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit sind die Leitsymptome von Traumata. Jegliche Art von Handeln hilft aus der Erstarrung.
  • Bilder und Videos wirken viel stärker auf das Gehirn als Worte. Reduzieren Sie diese und achten darauf, was die Kinder sehen - auch in „harmlosen“ Medien wie der Tageszeitung.

Was Eltern für sich tun können:

  • Holen Sie sich bewusst ins Hier und Jetzt, wenn Sie selbst Angst haben durch: Atmen, leichtes Abklopfen des Körpers, Umschauen und 10 Dinge aufzählen, die Sie gerade sehen und hören. Sagen Sie sich ganz bewusst: „Im diesem Moment ist hier und in meiner Familie alles in Ordnung.“
  • Bewegen sie sich, gehen Sie raus: Sport, Schaukeln, Tanzen, Singen, alles, was den Körper in Bewegung und Schwingung bringt, hilft.
  • Manchen hilft es, sich auf den „schlimmsten Fall“ vorzubereiten und zu überlegen, wohin man mit der Familie im Notfall gehen könnte und Vorbereitungen zu treffen.

Was Eltern für ihre Kinder tun können:

  • Ein Gespräch mit Kindern über den Krieg in der Ukraine hängt vom Alter ab und ob das Kind danach fragt. Bei kleinen Kindern bis zum Schulalter beobachten, ob sie sich „normal“ verhalten. Das Thema nicht ungefragt ansprechen. Auf Fragen kurz, authentisch und nur im Umfang der Frage antworten. Stichwort: So wenig wie möglich - so viel wie nötig. Ab dem Schulalter, spätestens ab dem Alter von 10 Jahren, kann und sollte man die Kinder fragen, was sie mitbekommen und wie es ihnen damit geht. Spüren Sie was Ihr Kind braucht. Vielleicht mehr Ruhe, Kuscheln oder gemeinsam freudige Dinge tun. Oder auch sachliche Informationen, um das Geschehen einzuordnen (tut auch Eltern gut).
  • Karten für schnelle Übungen gegen Angst und Panik: „Ich schaf(f) das“ von Dr. med. Claudia Croos-Müller (Leichte Übungen für mehr Lebenspower), Kösel Verlag
  • Geeigneter Medienkanal für Kinder: Logo Kindernachrichten auf Kika.
  • Was beruhigt: Atmen, Imaginationen/Phantasiereisen (schöne innere Bilder hervorrufen), Beten, Meditieren, eine Kerze anzünden und Frieden wünschen für alle auf der Welt, Atmen und auf die Flamme schauen, schöne Musik, eine kleine Massage, eine ruhige Umarmung.

Ideen, um ins Handeln zu kommen (gut gegen Hilflosigkeit):

  • Geld spenden, Blut spenden
  • Menschen unterstützen, die Geflüchtete aufgenommen haben
  • Sachspenden: hier bitte genau hinschauen, was wirklich und wo gebraucht wird
  • Aktuelle Informationen über Hilfsmöglichkeiten
  • Die eigene Meinung ausdrücken durch Demos, Briefe, Petitionen, Aktionen.
  • Malen, Basteln, z.B. Regenbögen, Friedenssymbole etc. und ins Fenster hängen, auf der Straße verteilen, mit Kreide auf den Gehweg malen etc.
  • Tägliche Rituale (Gebet, Kerze, Singen, Friedenslieder)
  • Selbstfürsorge




Letzte Änderung am: 13.04.2022