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In die Kirche gehen, ohne über die Schwelle zu treten

Patmos-Gemeinde präsentiert ihren Kirchraum per 360° Rundgang

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Ohne Jacqueline wäre es nichts geworden. Das sagte auch der Frieder, als beide ihr Projekt bei einem EKD-Workshop vorstellten. „Ohne die anderen hätte ich das nicht machen können“, sagt Jacqueline. Beides scheint zu stimmen.

Eine Mischung aus Begeisterungsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Ausdauer zeichnet die 71-jährige Jacqueline Hayden aus. Seit Jahren aktualisiert sie die Homepage der Steglitzer Patmos-Kirchengemeinde, arbeitet im Gemeindekirchenrat mit, organisiert den Büchertausch. Dass sie allerdings schon Ende der 60er Jahre Informatik studiert hatte, machte in diesem Fall den Unterschied: „Technikaffinität allein hätte nicht gereicht“, gibt sie zu.

Die Idee

Menschen mit Hilfe digitaler Technik einen niederschwelligen Zugang zur Kirche ermöglichen. So die Idee von Kevin Jessa, ehemals Vikar in Patmos. Er hatte das Projekt zum Thema „Digitale Kirche“ angestoßen und mit einer Gruppe erarbeitet. Natürlich war auch Jacqueline Hayden dabei. Nach einigem Suchen und Stochern im Nebel wurde klar: mittels einer digitalen 360° Führung sollten Menschen den Kirchraum erkunden können. Ganz für sich allein. Ohne über die Schwelle zu treten und in ein Gespräch verwickelt zu werden. Infopunkte im digitalen Kirchraum sollten per Text, Audio oder Video Auskunft geben. Vielleicht könnte Orgelmusik oder die Predigt des letzten Sonntags abrufbar sein. Menschen, die nicht von allein zur Tür hereinträten, würden auf diese Weise Einblicke erhalten und den Raum wahrnehmen können. Eine lohnenswerte Sache: ist doch der 1963 entstandene lichtdurchflutete Kirchraum des Architekten Peter Lehrecke ein Kleinod modernen Kirchenbaus.

Wie es weiterging

Als das Konzept dann endlich stand, musste der Vikar beruflich weiterziehen. Was nun? Mit einer guten Idee wollte es Jacqueline Hayden nicht bewenden lassen. Sie hatte – vor Corona – Chance und Potential des Vorhabens erkannt. Wozu die vielen Projektsitzungen, wenn es jetzt nicht konkret würde mit der Digitalen Kirche? Also machte sie sich an die Arbeit. Pfarrerin Gabriele Wuttig-Perkowski war eine sichere Bank. Sie hatte gleich nach der ersten Corona-Welle eine Studienarbeit zum Thema „Digitale Verkündigung“ verfasst. Seitdem veröffentlicht sie regelmäßig den PatmosPredigtPodcast. Mit von der Partie war auch Friedrich Wilhelm Haug. Als Gemeinde-Kämmerer, Jurist und vernetzter Mensch regelte er alles Vertragliche und Finanzielle.

Wie es rund wurde

Also suchte und fand Hayden zunächst eine Fotografin, die auf 360° Aufnahmen spezialisiert ist. „Ulrike Gaedecke war ein absoluter Glücksfall für uns. Aus Begeisterung für den Kirchraum und das Projekt ist sie uns wirklich sehr entgegengekommen“, sagt Hayden. Damit war das Bild war also schon mal im Kasten.

Die Frage der Programmierung war ein wenig komplizierter. Aber da bot Jacqueline Hayden, die 25 Jahre in der digitalen Fernmeldetechnik des Fachbereichs Elektrotechnik an der TU Berlin gearbeitet hatte, ein Gegenüber auf Augenhöhe: „Die Zusammenarbeit mit Tawan Arun war einfach toll“, sagt sie, „er ging auf alle unsere Wünsche ein.“ Wichtig war ihr, dass die Elemente des Rundgangs quelloffen programmiert sind. So kann das Projekt zum Nachahmen empfohlen und anderen Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Dafür dürfte es reges Interesse geben: Bei der Vorstellung während eines Workshops der EKD-Stabsstelle Digitalisierung jedenfalls gab es neben Beifall auch viele interessierte Nachfragen.

Jacqueline Hayden musste wegen gesundheitlicher Rückschläge das Projekt eine Weile aussetzen. Grundsätzliche Zweifel hatte sie aber nie, im Gegenteil: mit dem Wiederaufbau ihrer Kräfte wurde die „Digitale Patmos-Kirche“ schließlich rund. Am Pfingstsonntag, dem 23. Mai 2021 wird der 360° Rundgang freigeschaltet.

ubo

Letzte Änderung am: 01.06.2021