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Siegfried Kniebel


Siegfried Kniebel kam am 12. Juni 1883 in Schwersenz als Sohn des Schneiders Hermann Kniebel und seiner Frau Dorchen, geborene Freitag auf die Welt. Er hatte zwei Brüder: Max (1886) und David (1879).

Siegfried Kniebel wurde Textilkaufmann und zog nach Berlin. Aus einer Beziehung zu Elise Margarete Habermann stammte der nichteheliche Sohn Herbert Bernhard Habermann, geboren am 17. Februar 1907 in Berlin. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Siegfried Kniebel und erhielt die Auszeichnung Frontkämpfer. Nach Kriegsende war er Einkäufer und Abteilungsleiter bei der Firma Wertheim am Alexanderplatz.

1922 übernahm er mit seinem Bruder Max Kniebel von der Firma Siegfried Scherk eine Handelsgesellschaft und betrieb ein Agenturgeschäft in der Textilbranche unter der Anschrift Hoher Steinweg 11. Die Brüder wohnten zusammen in der Prenzlauer Allee 18. Im Juni 1937 heiratete Siegfried Kniebel Edith Epstein und zog zu ihr und ihrer Mutter nach Steglitz in eine Vier-Zimmer-Wohnung in der  Feuerbachstraße 7/9.

Siegfried Kniebel gehörte zu den jüdischen Männern, die anlässlich der Reichspogromnacht verhaftet wurden und im KZ Sachsenhausen inhaftiert waren. Am 23. Dezember 1938 kam er wieder frei. Zum Ende des Jahres 1938 wurde seine Firma zwangsweise geschlossen und das noch vorhandene Warenlager beschlagnahmt. Siegfried Kniebel leistete ab 1941 Zwangsarbeit in einer Fabrik in Lichtenberg. Er wurde gezwungen, aus der Wohnung Feuerbachstraße 7/9 mit seiner Frau Edith und deren Mutter Minna Epstein auszuziehen, sie konnten gemeinsam in eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Köpenicker Straße 25a ziehen und einige Einrichtungsgegenstände mitnehmen.

Siegfried Kniebel machte am 9. Februar 1942 sein Testament: Er setzte als Alleinerben seinen Sohn Herbert Bernhard Habermann ein. Am 5. September 1942 wurde seine Schwiegermutter Minna Epstein nach Riga deportiert, wo sie im Oktober 1942 starb. 1943 war Siegfried Kniebel  Zwangsarbeiter bei der Reichsbahn in der Expressgutausgabe. Sein Bruder David und dessen Frau Johanna geborene Fichtmann wurden am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet, Siegfried Kniebel selbst wurde am 1. März 1943 im Rahmen der Fabrik-Aktion nach Auschwitz deportiert, wo er im April 1943 ermordet wurde.

Seine Frau Edith starb einen Tag nach seiner Deportation, am 2. März 1943, in Berlin im Jüdischen Krankenhaus, nach Auskunft des Jüdischen Friedhofs Weißensee starb sie eines natürlichen Todes. Sein Bruder Max wurde am 1. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet, seine Schwägerin Recha geborene Blond, die Ehefrau von Max, kam 1. März 1943 in KZ Haft, überlebte und wanderte nach dem Krieg über Belgien in die USA aus.

Siegfrieds Sohn Herbert Bernhard Habermann kam im September 1943 ins Gestapogefängnis nach Weimar, leistete Zwangsarbeit in den Leunawerken und überlebte. Er wurde Schauspieler.

Text und Recherche: Angelika Hermes

 

Letzte Änderung am: 21.01.2022