Eine Kirchengemeinde ist immer auch Teil des sie umgebenden Gemeinwesens und gut beraten, mit den Akteuren in der Region guten Kontakt zu halten. Ein Musterstück gemeindeübergreifender Zusammenarbeit für den Kiez pflegt die Lankwitzer Paul-Schneider-Gemeinde mit dem lokalen Außenposten des Stadtteilzentrums Steglitz.
Am Anfang war es nur eine Frage: Mitarbeitende des 2021 neu errichteten Stadtteilzentrums SüdOst kamen auf die Paul-Schneider-Gemeinde zu mit der Bitte, das weiträumige Außengelände der Gemeinde für eine Veranstaltung nutzen zu können. Innerhalb von zwei Jahren ist daraus eine vielschichtige Zusammenarbeit geworden, die unter anderem schon das zweite Open-Air-Sommerkino auf der Gemeindewiese hervorgebracht hat. Letztes Highlight dieser Kooperation war eine Aktion, deren Ergebnisse noch lange bestaunt werden können.
Mehr als 60 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren plus einige Eltern tummelten sich Ende Juni bei Sommerwetter und fröhlicher Stimmung auf der Paul-Schneider-Wiese und schwangen farbgetränkte Pinsel. Das Besondere: ungefähr 40 von ihnen waren ukrainischer Herkunft. Denn das Ziel dieser Gemeinschaftsaktion war es, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Auf das Team Stadtteilzentrum geht die Idee zurück, Holzstelen zu errichten, die von Kindern mit ihren Träumen, Wünschen und Hoffnungen versehen werden. Die Gemeinde Paul-Schneider wollte die Aktion nutzen, um Kinder aus dem Kiez mit Gemeindekindern und den Kindern der ukrainischen Tanzgruppen zusammenzubringen. Weil die ukrainischen Geflüchteten so mit der Gestaltung ihrer Situation hier und gleichzeitig mit der Heimat beschäftigt seien, sei es nicht leicht, sie zu erreichen, sagt Pfarrer Stefan Aegerter. Und doch wurde es eine gelungene gemeinsame Sache.
„Die Aktion war am Ende genau so, wie wir uns das gewünscht haben: sie war niederschwellig und ging einfach ohne viel Erklärungen los, dazu optimales Wetter mit Gewusel und Aktivität überall“, freut sich Stefan Aegerter. Wegen Regens hätten sie die Aktion auf Mittwoch, den 28. Juni verlegen müssen, welcher in der Ukraine als Tag der Verfassung gefeiert würde. Das sei für die ukrainischen Gäste besonders toll gewesen. „Beide Seiten brauchen solche belebenden Aktionen, die unterstützende, deutsche Seite gegen aufkommende Müdigkeit und die ukrainischen Geflüchteten brauchen immer weiter Solidarität“, sagt er. Neben den Stelen wurde auch ein Bogen als symbolische Brücke zwischen Berlin und der Ukraine gestaltet, der noch bepflanzt werden soll. Bis zur Verwitterung, also ein bis zwei Jahre, werden die fest verankerten Stelen nun auf der Gemeindewiese stehen bleiben. „Hoffentlich ist der Krieg zu Ende, wenn sie abgebaut werden“, sagt Stefan Aegerter.
Die Gemeinde hat nämlich schon seit dem 24. Februar 2022 ihre ganz eigene Ukraine-Geschichte: Maria Orlova, ein sehr aktives Gemeindemitglied, wollte ihre Verwandtschaft aus der Stadt Odessa in Sicherheit bringen und nach Lankwitz holen. Die Gemeinde unterstützte sie und die Ankommenden in der ersten Zeit mit allem was nötig war. Unter anderem wurden Spenden in der Paul-Schneider-Gemeinde gesammelt und Transporte in die Ukraine organisiert. Unter den Zugezogenen war auch Enkelin Anna Orel, eine ausgebildete Tanzlehrerin. Bald wollte sie etwas für die ukrainischen Kinder hier vor Ort tun und fing mit einer kleinen Gruppe an, zu tanzen. Was klein begann, sprach sich schnell in der Community herum, so dass inzwischen rund 60 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren wöchentlich in vier Gruppen in den Räumen der Kirchengemeinde tanzen. Leider musste irgendwann die Werbung eingestellt werden, weil es einfach zu voll wurde. Eine ganz besondere Auszeichnung hat die Tanzschule auch schon erhalten: am 11. Juni 2023 belegte sie den ersten Platz beim Rennen um den Steglitzer Kleinkunstpreis, der mit der Übergabe von 500 Euro durch Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg honoriert wurde.
Das Stadtteilzentrum SüdOst gehört zum Stadtteilzentrum Steglitz und ist mit verschiedenen Schwerpunkten in Lankwitz tätig: mit der Gebietskoordination für das Wohngebiet Kamenzer Damm, mit dem Nachbarschaftsladen Leonie und der Mobilen Stadtteilarbeit Lankwitz. Letztere hat in der Wedellstraße ein Tiny House als Kontaktstelle für die Menschen im Kiez errichtet. Von dieser Anlaufstelle aus sammelt das Team der Stadtteilarbeit Kinder aus der Umgebung für verschiedene Aktionen zusammen. Unter anderem gibt es eine Kooperation mit dem Förderverein der Paul-Schneider-Kita.
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