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Orgeln in Lichterfelde

Zum Steglitzer Orgeljahr 2022 stellen wir Ihnen an dieser Stelle nach und nach die Orgeln der Region Lichterfelde vor. Sie erfahren etwas zur Historie sowie zu Besonderheiten der einzelnen Orgeln und können Klangproben erleben.

Zu der Region Lichterfelde gehören vier Gemeinden unseres Kirchenkreises:

Ev. Johannes-Kirchengemeinde
Ev. Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde
Ev. Paulus-Kirchengemeinde Lichterfelde
Ev. Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf

Die Martin-Luther-Gemeinde Lichterfelde liegt räumlich gesehen in dem gleichnamigen Ortsteil Lichterfelde, gehört aber zum Sprengel Steglitz Nord. Eine Beschreibung der dortigen Orgel finden Sie hier...

Die Karl-Schuke-Orgel in der Johanneskirche, 1965

Verbunden mit der Umgestaltung der Johanneskirche im Jahre 1964 wurde die 1914 von der Berliner Firma Gebrüder Dinse erbaute Orgel durch den Orgelneubau der ebenfalls aus Berlin stammenden Firma Karl Schuke ersetzt.

Im Jahr 1914, dem Einweihungsjahr der Johanneskirche, fand die von den Gebrüdern Dinse erbaute, zweimanualige, 25 Register umfassende, Orgel ihren Platz oberhalb des Altars und bildete mit dem Altar und der Kanzel ein Ensemble.

Die Schuke-Orgel dagegen hat ihren Standort auf der Empore gegenüber dem Altar. Das Abnahmegutachten bescheinigte der Orgelbaufirma dass ihr „mit diesem Orgelneubau in klanglicher und architektonischer Hinsicht ein einwandfrei gelungenes Werk geglückt ist.“

Zu den 23 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, mit jeweils einer Zungenstimme im Manual und Pedal, kommt ein Zimbelstern, der mit großer Begeisterung bei Orgelführungen von den jüngsten Kirchenbesuchern bedient wird. 

Die Orgel erklingt regelmäßig bei den Gottesdiensten und Orgelkonzerten.

Bettina Heuer-Uharek

 

 

Die Orgel in der Johann-Sebastian-Bach-Kirche

Eine Karl-Schuke-Orgel von 1950

Die Orgel in der Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde stammt aus der Werkstatt von Karl Schuke (Opus 2). Sie wurde 1950 angefertigt und stand zunächst in der Kirche zum Heilsbronnen in Berlin-Schöneberg. Einige Zeit lang erklang sie dann in der Hephatha-Kirche in Berlin-Britz. Als 1969 die Bach-Gemeinde gegründet wurde, kaufte die Gemeinde diese Orgel und gab ihr einen Platz in ihrem Gemeindezentrum. 1981 wurde dann die neu gebaute Kirche eingeweiht und hier erhielt das Instrument nach Umbaumaßnahmen seinen Ort bis heute.

Die Orgel wurde auf der Empore über dem Eingang der Kirche in ein hölzernes Blockgehäuse mit zwei seitlichen Schränken gut in den Kirchenraum eingepasst. Der achteckige, ca. 8 Meter durchmessende Kirchenraum ist in Architektur und Materialien allerdings vor allem auf ein gutes Verständnis von Sprache angelegt. Der Klang der Orgeltöne hallt daher weniger lange nach als in größeren Kirchen oder solchen aus Stein. Das bedeutet für die Orgel eine ungünstige Akustik.

Wie die Orte haben auch die Zeiten die Gestalt der Orgel verändert, denn sie besteht aus älteren und jüngeren Elementen, die bei einer späteren Überarbeitung hinzugefügt wurden. Seit ihrem ursprünglichen Bau wurde die Orgel vermutlich mindestens einmal in ihrer Disposition verändert. Die Orgel verfügt heute über zwei Manuale mit dem Umfang C - f''' und ein Pedal des Umfangs C – f'. Die Pedalpfeifen sind aus Holz und ragen weißgestrichen aus der Orgel heraus. Die 25 Pfeifen des Principalregisters sind aus Zinn, die Manual-Pfeifen aus Zinn-Blei-Legierungen oder aus Kupfer.

Brigitte Schöne

 

 

Die Orgel der Paulus-Kirche Lichterfelde

Leider ist über die Orgel, die in der Paulus-Kirche vor ihrer Zerstörung im Jahr 1944 stand, wenig in Erfahrung zu bringen. Ein altes Foto zeigt das Instrument in einem dem Baustil der Kirche angepassten neugotischen Gehäuse. Vermutlich handelte es sich um eine zweimanualige Orgel mit Pedal. August Lüdeke, Kreiskirchenmusikwart von Steglitz, schrieb anlässlich der Abnahme der neuen Orgel 1960: „Bei einem Vergleich zwischen dem Instrument, das früher in der Kirche stand und das ich in den Jahren 1926-1928 in vielen Gottesdiensten und Kirchenkonzerten zu spielen Gelegenheit hatte, fällt besonders auf, dass das frühere Instrument mit seiner originellen neugotischen Holzverkleidung zwar ein sehr würdiges Aussehen hatte, aber in klanglicher Beziehung unbefriedigend war, weil der damalige Orgelbauer – den Forderungen der damaligen Zeit entsprechend – es lediglich darauf abgesehen hatte, ein Instrument hinzustellen, das imstande war, den Gesang auch einer großen Gemeinde, die normalerweise aus Gesangbüchern ohne Noten singen musste, zu führen.“

Um die neue Orgel der Firma Schuke mit drei Manualen, Pedal und 30 Registern auf der Orgelempore aufstellen zu können, mussten an ihr umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt werden. Die mangelhafte Trägerkonstruktion für das in die Emporenbrüstung eingebaute Rückpositiv führte dazu, dass die Orgeleinweihung um ein halbes Jahr auf den 17.7.1960 verschoben werden musste.

Der damalige Orgelsachverständige äußerte sich sehr angetan über das neue Instrument: „Durch die künstlerische Arbeitsweise der Berliner Orgelbauwerkstatt hat der Ortsteil Lichterfelde ein weiteres richtungsweisendes Orgelwerk erhalten, und die Paulus-Gemeinde kann froh über dessen Besitz sein.“

Mit dieser Feststellung hatte er sicher recht. Allerdings ließ sich Orgelliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts nur unbefriedigend auf der Orgel widergeben. Ihre Disposition entsprach der in den 1950er Jahren noch lebendigen sogenannten Orgelbewegung, die Bach und die älteren Orgelmeister bevorzugte. Bei der Generalüberholung der Orgel im Zuge der Renovierung der Kirche im Jahr 1987 wurden einige Register ergänzt, die die Grundtönigkeit der Orgel verstärken, wodurch sich Orgelmusik neuerer Zeit adäquater darstellen lässt.

Eine erneute Überholung der Orgel erfolgte 2010, jedoch ohne weitere klangliche Veränderungen.

(Auszüge aus einem Text von Wolfgang Dinglinger für die Broschüre „Dokumentation einer Renovierung“ von 1987)

Dr. habil. Cordelia Miller

 

 

Die Orgel in der Petrus-Kirche

Moderne Optik

Die Orgel der Petruskirche wurde 1967 von der Orgelbaufirma Walcker erbaut, über 20 Jahre nach Kriegsende erhielt die Petruskirche damit endlich wieder eine Orgel, nachdem man sich in der Zwischenzeit mit einer Elektronenorgel beholfen hatte.

Drei übereinander liegende Orgelwerke werden mit den drei Manualen (Tastenreihen) gespielt, die links und rechts von den Basspfeifen eingerahmt werden, die mit den Füßen gespielt werden.

Optisch besitzt die Orgel einige Besonderheiten: sie scheint kein Gehäuse zu besitzen, die Pfeifen ragen frei ins Gewölbe, was ihnen eine gewisse Leichtigkeit verleiht.

Anders als üblich kann man bei dieser Orgel einige Details erkennen, die sonst im Innern verborgen sind: Orgelpfeifen bestehen aus verschiedenen Materialien und haben verschiedene Formen. Während normalerweise immer nur Principalpfeifen (die "Grundstimmen" der Orgel) sichtbar vorne in einer Orgel stehen, hat man die verschiedenen Bauformen hier sichtbar gemacht: neben den silbern spiegelnden Zinnpfeifen stehen unten in der Mitte Holzpfeifen. Die Pfeifen der Bassposaune wurden extra weit nach vorne gestellt, damit ihre rotbraunen Schallbecher aus Kupfer gut sichtbar über die vorne stehenden Pfeifen ragen.

Oben in der Mitte der Orgel stehen die Pfeifen des Gemshorn: ihre Besonderheit ist, dass sie nicht gerade gebaut sind, sondern nach oben hin spitz.

Im Jahr 2000 haben die Orgelbauer Uwe Knaak und Michael Fischaleck zusammen mit dem Kirchenmusiker Christoph Wilcken intensiv an der Orgel gearbeitet, sie neu "intoniert". Dabei haben sie dem Instrument einen neuen, lebendigeren Klang verliehen. Nun bieten die tief klingenden Pfeifen eine solide Klanggrundlage, so dass der Orgelklang insgesamt ausgewogen wirkt, während die Orgel vorher manchmal ein klein wenig schrill klang. Klanglich ist es fast eine "neue Orgel" geworden.

Michael Zagorni

 

 

Letzte Änderung am: 14.12.2023