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Standortbestimmung aktivieren

Kita-Mitarbeitende finden heraus, wo sie stehen

Kirchliche Ungebundenheit, lockere Bindung zur Kirche oder die Zugehörigkeit zu einer anderen Konfession waren Teilnahmevoraussetzungen zu einer besonderen Fortbildung: Zehn Mitarbeitende der Kindertagesstätten im Kirchenkreis Steglitz lernten die evangelische Sicht auf die Welt kennen. Ein gemischtes Pfarrteam mit Elisabeth Collatz und Sarah Stooß als hochmotivierte Vikarinnen und Sabine Kuhnert und Stefan Aegerter als erfahrene Pfarrpersonen hat den Kurs entwickelt und durchgeführt. In corona-bedingten Online-Treffen machte sich die Gruppe im Alter von 30­ bis 60 Jahren auf einen spannenden Weg.

Gemeinschaft online

„Am dichtesten war die Einheit zum Thema Tod und Sterben. Das Gespräch der Zwillinge im Mutterleib hat alle erreicht", sagt Sabine Kuhnert. Das war am Ende der fünften von sechs Einheiten. Zu dem Zeitpunkt war die Gruppe längst zusammengewachsen. Denn Gemeinschaft entsteht auch online, weiß das Team. „Natürlich hätten wir dem persönlichen Gespräch über Glaube und Kirche Vorrang eingeräumt“, sagt Stefan Aegerter. Da es aber nicht anders ging, hätten sie den digitalen Weg gewagt. Unter anderem hätte sich dabei gezeigt, dass ein Treffen am Bildschirm für die Teilnehmenden nach einem Kita-Tag reizärmer, also besser zu verkraften sei.

Methodenvielfalt und das gute alte Erzählen

Dass ein Online-Kurs mit großer Methodenvielfalt durchgeführt werden kann, haben die älteren gern von ihren jungen Kolleginnen gelernt: in Breakout Sessions wurde ebenso gearbeitet wie im Plenum, Skizzen auf einem gemeinsamen Whiteboard erstellt, Ergebnisse als Foto per Messenger verschickt. Im Padlet wurden Gedanken zum Thema festgehalten, das Mentimeter diente zur Erfassung eines Stimmungsbildes, im Landeskirchenweiten Intranet wurde den Teilnehmenden ein Lesekoffer zusammengestellt.

Am Ende jeder Einheit stand jedoch das freie Erzählen einer Lieblingsgeschichte durch eine Pfarrperson sowie ein Segenswort. Nicht analog, aber doch sehr persönlich. Von Elias‘ Begegnung mit Gott in einem Säuseln, der starken Ester, der Arche Noah über den Ostermorgen bis zur Perspektive auf Pfingsten war da zu hören. Dazu das Gespräch der Zwillinge im Mutterleib als Ausblick auf das Leben nach dem Tod.

Stets unterwegs und nie am Ziel

­­„Als thematischen roten Faden haben wir das Navigationsgerät für den Kurs gewählt“, erklärt Stefan Aegerter. Schließlich seien wir alle stets unterwegs und nie am Ziel, Irrtum und Wendemanöver eingeschlossen, sagt er. Und so hießen die Einheiten denn auch: Standortbestimmung, Gegend erkunden, Zieleingabe, Navigation starten, Bitte wenden, Sie haben Ihr Ziel erreicht? Anders ausgedrückt: es ging um Staat und Kirche, das Kirchenjahr, Religionspädagogik, Gottesbilder, Lebenskrisen und die eigene Haltung zur Kirche.

Glaubensvorstellungen auf den Punkt gebracht

„Für mich war schon die Vorbereitung der Fortbildung bereichernd, da waren wir noch gar nicht in die tollen Gespräche mit diesen unterschiedlichen Menschen eingestiegen“, sagt Sarah Stooß. Sich die eigenen grundlegenden Glaubensvorstellungen klar zu machen, sei eine gute Übung. Das müsste es viel öfter geben, meint sie. Die in Glaubenskursen besonders erfahrene Sabine Kuhnert ergänzt, dass es nun mal eine Herausforderung sei und bliebe, theologische Inhalte Menschen zu vermitteln, die dem Ganzen fernstünden. Aber eine, der sie sich immer wieder gerne stelle.

Erzählbeutel, die begeistern

Dass der Kurs nicht nur gelungen ist, sondern außerordentlich viel Spaß gemacht hat, bestätigt das ganze Team. Elisabeth Collatz schreibt eine wissenschaftliche Hausarbeit über das Steglitzer Kita-Solidarsystem und ist besonders nah dran an den Kita-Themen. „Mitarbeitende anderer oder ohne Konfession sollen das evangelische Profil der Kitas kennenlernen und eine eigene Haltung dazu entwickeln“ erklärt sie. Somit sei die Teilnahme zwar nicht ganz freiwillig gewesen, die Beteiligung aber umso überwältigender, freut sie sich. Sarah Stooß konnte zum Beispiel kaum fassen, welche Begeisterung der Erzählbeutel auslöste, eine religionspädagogische Methode zum Erzählen biblischer Geschichten. Sie ist sicher, dass die Teilnehmenden jetzt angstfreier mit Kindern über religiöse Themen sprechen können. Im besten Fall sei ein Prozess in Gang gesetzt worden, der mit dem Ende des Kurses erst beginnt.

Teilnehmerin Cathrin Knöller hat das Thema Gottesbilder besonders berührt. Einen behutsamen und einfühlsamen Umgang damit finden, ohne sich oder den Kindern etwas aufzuerlegen – diese Aufgabe nimmt sie mit in ihren Alltag, sagt sie. Den Kurs würde sie auf jeden Fall – insbesondere mit diesem Team – uneingeschränkt weiterempfehlen!

Wie es dazu kam

Ausgehend von der Kreissynode im April 2019 zum Thema „Erwachsen glauben“ fand sich eine Gruppe Interessierter zusammen. Mit kreativen und ungewöhnlichen Projekten wollte man Glaubensthemen in die Gesellschaft einbringen und herausfinden, wohin sich Kirche bewegen müsse, um „nach draußen“ zu gelangen. Die Fortbildung für neue und kirchenfremde Mitarbeitende der evangelischen Kitas wurde als erstes Projekt in diesem Rahmen auf die Beine gestellt. Sie sollte vor allem die eigenen Fragen der Teilnehmenden aufgreifen und Antworten auf folgende finden helfen: Warum arbeite ich in einer evangelischen Kita? Was bringe ich mit? Wo will ich hin?

ubo

 

 

 

 

Letzte Änderung am: 23.01.2024