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Fotos: Ulrike Bott

Ausstellungseröffnung im Paulus-Zentrum

Am 4. Mai 2017 wurde der erste Teil der Posterausstellung Here I stand im Lichthof des Paulus-Zentrums eröffnet. Bis Ende des Jahres werden jeweils vier A1-Plakate wechselnd zu verschiedenen Themenbereichen der Reformation gezeigt. Sie reichen von der Herkunft Martin Luthers über die spätmittelalterlichen Lebensumstände bis hin zu den Folgen für die Nachwelt. Weitergehende Informationen kann man jeweils über einen QR-Code erhalten.

Grußwort zur Eröffnung von Superintendent Thomas Seibt

Kirchentag und Reformationsjubiläum. Beides hat uns in diesem Jahr fest im Griff. Und beides hat auch eine besondere Bedeutung:
Der Kirchentag, der in diesem Jahr direkt bei uns sein Füllhorn aus wunderbaren Chancen ausschüttet und die Reformation, ohne die unser heutiges, modernes Leben gar nicht denkbar wäre.

Wir sollten uns weder vom Kirchentag noch vom Reformationsjubiläum genervt abwenden. Sondern wir sollten all die einmaligen Möglichkeiten wirklich wahrnehmen und aufnehmen. Im nächsten Jahr zieht dann wieder Normalität ein. In diesen großen Zusammenhang gehört nun auch die Ausstellung, die wir heute eröffnen.

„Here I stand. Martin Luther, die Reformation und die Folgen“, eine Zusammenschau von insgesamt 28 informativen Plakaten, von der wir heute die ersten vier vorstellen. Jeweils gegen Ende der kommenden Monate werden die nächsten Plakate ausgestellt.

Die heute zu eröffnende Ausstellung ist einer Kooperation von vier großen Forschungs- und Museumseinrichtungen zu verdanken. Unter anderem war auch das Berliner Deutsche Historische Museum beteiligt.

Worum wird es geht, wissen wir natürlich alle: Mit der Jahreszahl 1517 verbindet sich der Thesenanschlag Martin Luthers, mit dem er Lehre und Praxis der mittelalterlichen Kirche kritisierte. Konkret wandte er sich gegen die Vorstellung, dass sich die Gläubigen durch möglichst viele gute Werke und ein möglichst untadeliges Leben ihr Seelenheil erkaufen oder erwerben und verdienen könnten.
Martin Luther macht hingegen die Liebe und Hingabe Gottes stark. Sie ist reines Geschenk. Kein Mensch kann dieses Geschenk herbeizwingen. Aber jeder kann aus diesem Geschenk leben. Was auch immer geschieht, ich bin getragen, gehalten und angenommen. Das gibt mir die Freiheit, verantwortlich zu leben und zu handeln.

Dies alles lässt sich erst dann richtig einordnen und würdigen, wenn man eine ganze Menge weiß und berücksichtigt. Deshalb wenden sich die ersten Plakate unserer Ausstellung der Herkunft Martin Luthers aus der spätmittelalterlichen Lebenswelt zu.

In den weiteren Ausstellungsabschnitten wird gezeigt, wie der Aufbruch der Reformation aus dieser Welt von statten ging. Luthers Theologie fußt allein auf der Bibel. Folgerichtig übt er fundamentale Kritik an der Papstkirche. Und damit stellt er die mittelalterliche Gesellschaftsordnung grundlegend in Frage. Ohne das neue, hochmoderne Medium des Buchdrucks wäre das alles nicht so bekannt geworden, dass daraus eine breite Bewegung entstehen konnte.

Weitere Teile unserer Reformationsausstellung werden den Verlauf der reformatorischen Bewegung auch in all ihrer Widersprüchlichkeit zeigen.
Da gibt es die wegweisende Übersetzung der Bibel ins Deutsche, aber auch die bis heute wirkende Spaltung der Kirche. Religiöse und politische Konflikte führten zu Hass und Gewalt. Wer den Film über Katharina von Bora gesehen hat, der gewinnt eine Ahnung davon, wie grausam diese Konflikte zum Teil ausgetragen wurden.

Schließlich wird die Ausstellung zeigen, wie nachhaltig die Reformation die Gesellschaftsordnung veränderte, bis hin zur Entwicklung des Protestantismus unserer Tage, in dessen Name schon der Protest als Programm angelegt ist: der Protest gegen alles, was Leben behindert, einengt, bedroht oder gar zerstört.

Und nun hoffe ich, dass ich Ihnen und uns allen Lust gemacht habe für die schöne, leichte und einfache Möglichkeit, hier im Paulus-Zentrum nach und nach und Stück für Stück zur Fachfrau und zum Fachmann für die Reformation zu werden.

Letzte Änderung am: 04.05.2017