Kleinod mit langer Geschichte

Am Mittwoch, dem 19. Oktober 2022 wird die Dorfkirche Lichterfelde nach umfangreicher, mehrjähriger Sanierung wieder in Dienst genommen. Immer mittwochs ist sie von 17–18.30 Uhr geöffnet, um innezuhalten und auch, um das Kleinod zu bestaunen. Um 17.30 Uhr gibt es dazu Orgelmusik zum Feierabend.

Die Geschichte der Dorfkirche Lichterfelde

Gemälde aus dem Jahr 1935Gemälde aus dem Jahr 1935

Die Dorfkirche Lichterfelde entstand um 1300 und war im Geist der Zisterzienser ein schlichter Steinbau ohne Turm. Anstelle des Turmes gab es einen hölzernen Dachreiter. Am 18. April 1539 beschlossen die Adligen in Teltow „die reine Lehre des Evangeliums anzunehmen“. Lichterfelde und Steglitz wurden mit Giesensdorf für einige Jahre zusammengelegt.

1541 wurde Pastor Giering als erster evangelischer Pfarrer in Giesensdorf und Lichterfelde bestätigt. Die Lichterfelder Gemeinde blieb aber eigenständig.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde die Kirche zerstört, erst 1701 auf Betreiben des preußischen Staatsministers Daniel Ludolfph von Danckelmann mit einem Turm wieder aufgebaut, 1735/36 erneuert und mit einer Turmuhr versehen. Die Spitze des Turms krönt ein Pelikan, der sich seine Brust aufreißt, um seine Jungen zu nähren. (Ein Sinnbild für den Opfertod des Heilands.) Im Turm hängen zwei Glocken.

Im 18. Jahrhundert baute man auf der Nordseite der Kirche eine Gruft für die Familie von Bülow und auf der Westseite eine Gruft für die Familie Béguelin. 1817 bekam die Dorfkirche ihre Orgel, die 1941 durch eine Schuke-Orgel ersetzt wurde. In den Jahren 1938/39 wurde die Dorfkirche umgebaut. Die Gruft der Familie von Béguelin wurde nun zum Eingangsbereich der Dorfkirche. Die Särge wurden in den Boden darunter verlegt.

Der Innenraum wurde 1960 renoviert, die farbig bemalten Deckenbalken grau überstrichen. Bei der Sanierung des Kirchturms im Jahr 2000 wurden giftige Holzschutzmittel entfernt. Seit Herbst 2018 musste die Dorfkirche dann erneut wegen Schadstoffbelastung aufwändig und umfangreich saniert werden. Die erste hatte sich als nicht nachhaltig erwiesen, es wurden erneut Schadstoffe im Innenraum gemessen. Diese erneute Sanierung verzögerte aus verschiedenen Gründen um Jahre und konnte erst im Oktober 2022 abgeschlossen werden.

Zusammengefasst von Birgitt Leber

Über den Turm und die Glocken

Glocken der Dorfkirche LichterfeldeGlocken der Dorfkirche Lichterfelde

Vermutlich hatte die Kirche im Mittelalter noch keinen Turm, jedenfalls keinen aus Stein. Der Patron der Kirche und des Dorfes, der Königlich Preußische Generalkriegskommissar Daniel Ludolf von Danckelmann, der den Wiederaufbau 1701 finanzierte, sorgte für den ersten nachweisbaren Turm aus Fachwerk, der dem Baukörper „aufgesattelt“ ist, also keine eigenen Grundmauern hat: ein Dachturm.

Dieser Fachwerkaufsatz schien dem folgenden Patron nicht zu gefallen. Er ließ ihn 1734 abbrechen und im alten Umriss neu aufbauen sowie mit geschweifter Haube bekrönen. Das Fachwerk und die äußere Form dieses Turmes sind bis heute erhalten. Auch ließ er erstmals eine Turmuhr einbauen, die allerdings schon 1747 durch den nachfolgenden Patron gegen eine neue, bessere ausgetauscht wurde. Den Turm zieren Knauf, Windfahne und Stern. Ein Kranich, das Danckelmannsche Wappentier, ist in der Windfahne dargestellt, diese Teile stammen noch von dem 1701 erbauten ersten Turm des Patrons Danckelmann. Im Jahr 2000 wurde der Kirchturm saniert.

Im Turm befinden sich zwei Glocken, die kleinere Glocke trägt die Inschrift:
ANNO 1590
NOMEN DOMINI BENEDICTUM SIT (zu deutsch: Der Name des Herrn sei gepriesen)
ANNO 1963

Die Glocke wurde am 2.7.1963 gegossen und am 8.9.1963 geweiht. Sie ersetzte die alte Glocke von 1590, die einen Riss hatte.

Die größere Glocke trägt die Inschrift:
HOC VAS DULCE SONAT ET VOS SUPER AETHERA PONAT
(zu deutsch: Diese Glocke tönt süß und soll euch in den Himmel hinauf versetzen)

Die Geschichte des Altars im Vorraum

Im Vorraum der Dorfkirche steht ein Teil eines Altars. Was es mit seiner Geschichte auf sich hat, fasst Pfarrerin Barbara Neubert zusammen. Da es keine neueren Erkenntnisse gibt, beruft sie sich auf Untersuchungen des ehemaligen Pfarrers Paul-Gerhard Fränkle, die er während einer Studienzeit 1996 anstellte:

Der Flügelaltar besteht in seinen wesentlichen Teilen aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Paul Thol hat ihn angefertigt und dafür einen mittelalterlichen Schrein verwendet, in dem sich Holzfiguren befanden: Maria mit dem Kind sowie zwei Heilige. Paul Thol selbst war ab 1943 Reichskunstwart und damit auch zuständig für die Koordinierung von Schutzmaßnahmen für Kunstgegenstände während der Bombardierung durch die Alliierten.

Es heißt, dass die Altarfiguren schon bald darauf in die Keller der Neuen Münze in Mitte gebracht worden seien, um sicher vor Bombenangriffen zu sein. Allerdings sind diese Figuren auf den entsprechenden Listen nicht verzeichnet. Sie sind verschwunden. Wann und wo, ist nicht bekannt.

Kann man die Spuren des mittelalterlichen Altarschreins zurückverfolgen?

Es scheint so zu sein, dass der Altarschrein einst in der Kirche eines Dorfs namens Döberitz gestanden hat. Dieses Dorf fiel 1895 der Erweiterung eines Truppenübungsplatzes zum Opfer. Der Altarschrein kam deshalb in die Dorfkirche von Ferbitz. 1935 wurde auch dieses Dorf zum Truppenübungsplatz. Es folgen einige Jahre, von denen niemand weiß, wo der Altar stand, bis er von Paul Thol umgebaut und ab 1941 in der Dorfkirche aufgestellt wurde.

Bei einer Renovierung hat sich die Gemeinde dafür entschieden, den Schrein nicht zu sanieren, sondern einen Tischaltar hinzustellen, so wie er jetzt dort steht: mit handgewebten Antependien und einer Christusfigur an der weißen Wand.

Pfarrer Paul-Gerhard Fränkle hat nach beiden Dörfern Döberitz und Ferbitz gesucht. Nur die alten Kirchbücher und Akten, die in Fahrland und Kartzow auf- bewahrt waren, zeugten von dem Leben in jenen Dörfern.

Übrigens: Ab Oktober 1933 war Paul Thol Professor an den Staatsschulen für freie und angewandte Kunst. Nach dem Krieg durfte Paul Thol aufgrund seiner national- sozialistischen Vergangenheit nicht mehr lehren. Er starb 1956 in Lüdenscheid.

Barbara Neubert

Hindenburgdamm 101, 12203 Berlin
Telefon (030) 84 49 32 0
Fax (030) 84 49 32 33

info(at)paulus-lichterfelde.de

www.paulus-lichterfelde.de

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