Am Pfingstsonntag, dem 19. Mai 2024 um 20 Uhr im stimmungsvollen Kirchraum der Dreifaltigkeitskirche Lankwitz erzählen Elisabeth Schaller, Heidrun Miehe-Heger und Ute Henschel Geschichten aus der Bibel.
Erleben Sie an diesem Abend den Zauber des Geschichtenerzählens wie in Tausendundeiner Nacht! Alte Geschichten biblischen Ursprungs werden neu und lebendig durch freie Nacherzählungen für Erwachsene. Zwischen den Erzählungen verzaubert Manfred Sperling mit sphärischen Klängen an der Handpan.
Das Geschichtenerzählen ist eine uralte Kunst, die alle Menschen lieben. Anders als Geschichten im Kino, Fernsehen oder Theater aktiviert das freie Erzählen die Kreativität der Hörenden: sie sehen ihre eigenen inneren Bilder und werden so Teil der Geschichte.
Erzählen ist elementar. Es ist anders als Vorlesen. Erzählen ist immer auch Deuten. Selbst wer die eigene Geschichte erzählt, deutet sie – meistens zum eigenen Vorteil. Die Figuren einer Geschichte können stellvertretend für uns handeln - leiden - lieben und sich streiten. Sie tragen - wie auf einer Bühne - unsere eigenen komplizierten Probleme aus.
Übrigens: Es ist leichter, in der dritten, als in der ersten Person zu erzählen.
Die Geschichten der Hebräischen Bibel erzählen elementare, sich immer wiederholende Menschheitserfahrungen. Es sind Geschichten im alten Gewand, mit orientalischer Anmutung. Geschichten, die Raum für die eigene Phantasie lassen.
Die jüdische Metapher vom schwarzen und weißen Feuer der Bibel verdeutlicht das: die Buchstaben sind das schwarze Feuer, der sogenannte Literalsinn oder wörtliche Sinn eines Textes. Das weiße Feuer ist das Ungesagte, das dennoch mitschwingt und die Bedeutungsvielfalt eines Bibeltextes transportiert. Beim Bibelerzählen kann die Erzählerin das weiße Feuer miterzählen und lässt das schwarze Feuer kräftiger leuchten.
Bibelerzählen ist frei: kein Manuskript steht zwischen Erzählerin und Publikum. Manchmal entsteht die Geschichte erst im Moment des Erzählens durch die Konzentration der Zuhörenden, deren zustimmendes Nicken, Lachen, Weinen.
Bibelerzählen ist subjektiv: es ist die Geschichte der Erzählerin, die das biblische Material mit eigenen Erfahrungen anreichert. Dasselbe tun die Hörenden. Dadurch wird die Erzählung für sie zu einer persönlichen Erfahrung, dicht am eigenen Leben.
Bibelerzählen ist offen: es steht keine Moral am Ende der Geschichte, es ist kein Lehrvortrag. Die Deutung bleibt den Hörenden überlassen, die die Geschichte mit ihren eigenen Ohren, ihrer eigenen Voreinstellung hören.
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