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Kinder brauchen Wurzeln

Fotos: KKSteglitz/Klaus Böse

Einblick in die Kita Lindenhof

Das außergewöhnlich große Außengelände der Kita Lindenhof hat Waldcharakter. Natur spielt auch eine große Rolle in der pädagogischen Arbeit Ein Gespräch mit Ursel Hentschel über Sanierung und Konzeption der Kita Lindenhof.

Die Füchse, die Mäuse und die Vogelhausgruppe konnten im Sommer 2017 nach einjähriger Bauzeit ihre neuen Räume im Kindergarten der Kita Lindenhof beziehen. Mehrmals hatten sie die Räume mit ihren Gruppenleiterinnen und –leitern während des Umbaus begutachtet und Pläne geschmiedet. „Als es soweit war, haben wir einen Mini-Umzug für die Kinder gemacht, um den Übergang zu erleichtern“, sagt Ursel Hentschel, seit 13 Jahren Leiterin der Einrichtung. Und das Konzept sei aufgegangen: Die Kinder hätten sich rasch zurechtgefunden und insgesamt positiv auf die Veränderungen reagiert.
Die jüngeren Krippenkinder von 0 bis 3 Jahren, die in einem zweiten Gebäude untergebracht sind, waren nicht von der Auslagerung betroffen. Bei ihnen wurde „lediglich“ energetisch saniert und zwar von außen. Die Kindergarten-Kinder dagegen haben jetzt nicht nur eine energetisch saniertes, sondern ein neu gestaltetes Haus.

Selbstständigkeit fördern

„Unser Anliegen ist es, die Kinder mit allem auszurüsten, was sie für ein selbstständiges Handeln im Alltag benötigen,“ sagt Ursel Hentschel. Im Zuge der Kita-Sanierung hatte sich das Team daher viele Gedanken zur Raumaufteilung gemacht. Ein Ergebnis ist der vergrößerte Garderobenbereich, der in der Vergangenheit häufig zu stressigen Situationen geführt hatte. „Für uns ist die Garderobe Teil unseres pädagogischen Konzeptes“, sagt Hentschel. Hier lernten die Kinder das eigenständige An- und Ausziehen und Verantwortung für die eigenen Sachen zu übernehmen. Mehr Platz und eine kindgerechte Möblierung kommen dem nun entgegen.

Auch die Farbgestaltung der drei Stammgruppen des Kindergartens hat das Kita-Team gemeinsam mit Architektin Kay Fescharek bestimmt. Die Wände sollten zum größten Teil hell gestrichen sein. Jeder Gruppenraum erhielt dazu einen Akzent in einer eigenen Farbe, was Kindern und Eltern die Orientierung erleichtert: In einem Raum ist es die Türumrahmung, im zweiten ein Teil der Wandfläche und im dritten Raum zwei Farbstreifen. Diese „Farbkodierung“ findet sich auch bei Trinkbechern, Handtüchern und Namensschildern in der Garderobe wieder.

Größere Innenräume

Durch einen zusätzlichen Zugang nach außen können die Kinder jetzt auch leichter den inzwischen vergrößerten Waschraum aufzusuchen, wenn sie draußen spielen. Das Team hatte sich außerdem schon länger ungenutzte Terrassenflächen vor den Gruppenräumen als Teil der Innenräume gewünscht. Beim Umbau wurden diese integriert und dadurch die Räume vergrößert. Damit wurde die Betriebserlaubnis um zusätzliche Plätze erhöht. Durch den Einbau von Fußbodenheizungen im Kindergarten-Gebäuden konnten Heizkörper vor den Fenstern der Gruppenräume entfernt werden. Jetzt haben alle einen freieren Blick auf die Natur. So können die Kinder den Wechsel der Jahreszeiten und des Lichtes besser wahrnehmen.

Wichtig für die Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden war Ursel Hentschel die Einrichtung eines Personalraums. Dieser steht sowohl für Pausen, als auch für konzentrierte Vor- und Nachbereitungsarbeiten und Dokumentationen zur Verfügung. Das Berufsbild der Erzieherin bzw. des Erziehers hat sich sehr verändert. Der Arbeitsplatz Kita braucht daher verschiedene Räume, um den Anforderungen an die Fachkräfte gerecht zu werden. „Denn Personal, das sich in den Arbeitsbedürfnissen beachtet sieht, trägt entscheidend zur Qualität der pädagogischen Arbeit bei“, sagt sie.

Naturverbundenheit stärken

Auf die Frage, was denn nun am schönsten geworden sei, antwortet Ursel Hentschel, der gesamte Umbau mit der neuen Raumgestaltung. Alles zusammen biete sowohl Kindern, als auch Mitarbeitenden und Eltern mehr Orientierung und fördere die Selbstständigkeit der Kinder. „Das ist einer der Grundpfeiler unserer Konzeption“, sagt sie, „außerdem viel draußen sein und die Naturverbundenheit stärken. Dazu laden beide Außengelände der Kita Lindenhof ein: der „Spielplatz“ zwischen dem Krippenhaus und dem Elementarbereich und die „Wiese“ hinter dem Kindergartengebäude, umsäumt von einer Gartenkolonie und dem Hof der Giesensdorfer Grundschule. Die Wiese mit Baumbestand und Sträuchern wird komplett spielzeugfrei gehalten, sodass die Kinder die vorhandenen Naturmaterialien kreativ zum Spielen, Buddeln, Bauen nutzen.

Die Kinder spielen in ihrer „Waldoase“ viel mit Stöcken, Steinen, Erde, Wasser, Blüten, Kastanien, Walnüssen, Brennnesseln. In der Kita Lindenhof gibt es darum besonders viel Zeit dafür: Zeit zum kreativen Spiel, die nicht durch Events und Spaß-Angebote unnötig eingeschränkt wird. „Man vergisst, wieviel Arbeit es für Kinder bedeutet, den Tag mit anderen Kindern frei und selbstbestimmt zu verbringen“, sagt Ursel Hentschel.

„Mit dem Umbau haben wir einen wichtigen Meilenstein in einem andauernden Prozess erreicht: Raum und Umgebung so zu gestalten, dass Kinder Wurzeln schlagen können“, lautet ihr Fazit.

ub